Avo Uvezian
Botschaftsjahre
Der Mann hat Charisma. Liebenswert ist er, zuvorkommend-höflich, zurückhaltendunaufdringlich. Aber dennoch präsent, dennoch unübersehbar in seinem weißen Anzug und dem Strohhut. Meist jedoch ist er unüberhörbar. Es gibt wohl kaum einen Tag, an dem er nicht an seinem oder, weil viel unterwegs, an irgendeinem Piano sitzt. Jazz und Tango sind die Musikrichtungen, die er besonders liebt. Unterwegs ist er in der Regel in eigener Sache. In Sachen Avo Uvezian. Avo Uvezian ist sein eigener Botschafter. Und er ist ein guter Botschafter …
Schwierige Jahre
Die Musik ist seit jeher das Leben des Avo Uvezian, vermittelt schon in jungen Jahren von seinen Eltern. Wie so viele Armenier, die im Osmanischen Reich geboren und aufgewachsen sind, haben auch sein Vater, Musikstudent in Leipzig, später Komponist von Kirchenmusik sowie Kapellmeister in dem Land zwischen Mittelmeer, Bosporus und Schwarzem Meer, und seine Mutter, eine gefeierte Sängerin, das Reich der Osmanen verlassen.
Der Grund: Im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs – das Osmanische Reich befindet sich im Niedergang – bricht über das armenische Volk eine Tragödie herein. Die türkische Nationalitätenpolitik führt zu einem Pogrom gegen die in Zentral- und Ostanatolien lebenden Armenier: 1915 finden rund eine Million der dort ansässigen zwei Millionen durch aufgehetzte Türken den Tod. In der Zeit danach und in den Jahren nach dem Weltkrieg wird durch weitere Massaker sowie durch Deportationen ein Großteil des Volkes vernichtet. Nach dem ersten Genozid des 20. Jahrhunderts gibt es in dem neuen Staat Türkei kein armenisches Volk mehr. Die Überlebenden werden in alle Welt versprengt.
Das Ehepaar Uvezian findet im Libanon eine neue Heimat. Das Land an der östlichen Mittelmeerküste ist Schmelztiegel für Emigranten, Heimatlose, Umhergetriebene. Der Vater hat Glück und ist schnell wieder in Arbeit, dazu noch in seinem angestammten Beruf: Er wird Dirigent des ›Libanesischen Sinfonieorchesters‹. Derweil sorgt sich die Mutter um die Erziehung der Kinder: Avedis (»Avo«) wird 1926 geboren, seine Schwester Sonia zehn Jahre später. Praktisch mit der Geburt werden die beiden vom Bazillus »Musik« befallen. Avedis (was soviel wie »GuteNachrichten« heißt) sitzt schon mit vier Jahren erstmals am Piano, und auch Schwester Sonia fängt früh mit dem Klavierspielen an. Sie wird später ausgebildete Konzertpianistin, heiratet einen Konzertpianisten, lebt mit ihm in der Nähe von Chicago – und schreibt seit etwas mehr als dreißig Jahren Kochbücher, sehr erfolgreiche übrigens (wobei sich ihr erstes der armenischen Küche annimmt). Avos andere Schwester, Jackie, zwei Jahre jünger als er, kann sich dagegen nicht so sehr mit Musik anfreunden. Schon sehr früh nach Florida übergesiedelt, ist Jackies Bereich das Finanzwesen (in dem sie auch seit Jahrzehnten mit Fortüne agiert).
Aufregende Jahre
Avo hingegen bleibt der Musik treu. Das hilft der Familie vor allem in einer schwierigen Zeit. Sie setzt an 1942, als der Vater stirbt. Mit sechzehn spielt Avo als Bar-Pianist in den großen Hotels von Beirut, dem »Paris des Nahen Ostens«, und kann auf diese Weise die Mutter und seine Schwestern finanziell unterstützen. Das macht er auch noch, als er mit neunzehn in Beirut auf die Musikschule geht. Der seinerzeitige Tagesablauf ist strapaziös: Von sieben bis zwölf Uhr Schule, dann in einem nahe gelegenen Hotel Klavier spielen, nachmittags wieder Schule (bis achtzehn Uhr), anschließend nach Hause, etwas essen, um nach einer Stunde wieder in einer Hotelbar am Piano zu sitzen. Um zwei Uhr in der Nacht geht es dann endlich nach Hause. Das macht er zwei Jahre – bis er die Schule erfolgreich abschließt. Danach folgt das einjährige Engagement in Bagdad, dann das Jahr in Teheran, bis er sich, sein Visum in der Tasche, einen weiteren Schmelztiegel als neue Heimat aussucht: Avo goes to New York.
Hier wohnt er zunächst bei der Zwillingsschwester seiner Mutter, hier trifft er in den ersten Tagen auf Ella Fitzgerald, hier spielt er mit großem Erfolg in verschiedenen Bands, und hier lernt er auch seine erste Frau kennen, Maria, Tochter eines Modeschmuckfabrikanten und ebenfalls armenischer Abstammung. Sie heiraten im Juli 1950 in New York. Drei Söhne werden die beiden haben. Ein Jahr nach seiner Hochzeit wird Avo Uvezian – er ist mittlerweile US-amerikanischer Staatsbürger – zur Armee eingezogen. Es ist die Zeit des Korea-Kriegs. Der junge Musiker wird zu den Waffen gerufen – und hat Glück: Während er sich auf den Weg nach Südostasien begibt, spielt er kurz vor seiner Einschiffung in einer Offiziersmesse. Anwesend ist auch der dortige Kommandierende General Crittenberger aus Indiana. Er bittet Avo, für ihn den Song Back Home Again in Indiana zu spielen. Das tut er offenbar so überzeugend, daß Crittenberger der Meinung ist, Avo könne unmöglich nach Korea geschickt werden, sondern müsse vielmehr in Amerika bleiben, da er hier, an der »Heimatfront«, viel mehr für sein neues Vaterland tun könne als in Korea. So wird Avo im New Yorker Headquarter stationiert, und während dieser Zeit spielt er auch des öfteren in Fernsehshows, die eigens für die US-Soldaten in Korea ausgestrahlt werden.
Neben all diesen Aktivitäten besucht Avo während jener Jahre die berühmte ›Julliard School of Music‹, studiert dort Klassisches Piano und Jazz-Komposition bei Teddy Wilson, einem der größten Jazz-Pianisten aller Zeiten, der unter anderem zusammen mit Louis Armstrong und Benny Goodman sowie den Legenden Gene Krupa (Schlagzeug) und Lionel Hampton (Vibraphon) spielte. Avos größte Liebe ist jedoch der Tango, und als er später erstmals Buenos Aires besucht, ist es ihm, als käme er zu Besuch nach Hause. Buenos Aires wird seine Lieblingsstadt. In diesen Jahren arbeitet Avo Uvezian auch für seinen Schwiegervater: Vornehmlich entwirft er Modeschmuck, wobei sich seine Versuche als Designer keineswegs in Probearbeiten erschöpfen – zahlreiche seiner Ideen werden umgesetzt. Und in diesen Jahren tritt er immer wieder in unterschiedlichen Formationen auf, spielt mit zahlreichen Jazzgrößen seiner Zeit zusammen.
Umbruchjahre
Der Schwiegervater stirbt 1973. Die Uvezians sind jetzt Modeschmuckfabrikanten. Ausgefallene »Pretiosen« zu entwerfen hat Avo gerne gemacht, aber Schmuck herstellen zu lassen, damit zu handeln, ihn zu verkaufen? Das ist seine Sache nicht. Maria und er beschließen, dieses Geschäft nicht weiter zu betreiben – und so begibt sich der »Unternehmer « nach Puerto Rico, um die dort ansässige Fabrikationsstätte zu verkaufen. Puerto Rico gefällt ihm, vor allem wegen des Klimas. Hier zu leben kann er sich gut vorstellen. Er bittet Maria nachzukommen, doch seine Ehefrau mag sich nicht mit der Idee anfreunden, dort etwas Neues zu beginnen. Avo hingegen beschließt, in der Karibik zu bleiben. In Palmas del Mar, einem verschlafenen Küstenort im Westen der Insel, eröffnet er ein Restaurant mit – wie könnte es anders sein – angeschlossener Piano-Bar. Im September 1976 – Maria und Avo haben sich inzwischen getrennt – bindet er sich noch enger an die Karibik-Insel. In diesem Monat heiratet er Nivia, eine Puertoricanerin. Dann, im Dezember 1981, wird Avo erstmals Vater einer Tochter: Karijn wird geboren. Ein Jahr darauf reist er mit seiner kleinen Familie in die Nähe von Montreux, zu einem Freund, der ebenfalls armenischer Abstammung ist. Von dort geht es nach Genf, denn hier, in der kosmopolitischen Stadt, befindet sich seit wenigen Jahren eine armenische Kirche, in der Karijn getauft werden soll. Nach der Zeremonie geht es für die Taufgesellschaft in ein vornehmes Restaurant. Küche und Keller werden ausgiebig getestet, und schließlich wird die Mahlzeit mit einigen Havannas angenehm abgerundet. Bis dato hat Avo noch nicht viele Cigarren geraucht, aber an diesem Abend findet er ausnehmend Gefallen an diesen braunen Schönheiten. Er scheint von einem neuen, einem anderen Bazillus befallen zu sein. Nach Puerto Rico zurückgekehrt, drängt es Avo auf die Nachbarinsel Hispaniola, und bald darauf besucht er, mittlerweile begeisterter Cigarrenraucher, die Fábrica ›Tabacos Dominicanos S.A.‹. Die Manufaktur im dominikanischen Santiago de los Caballeros beschäftigt damals vierzig Torcedores. Immer wieder zieht es Avo dorthin, und bald sitzt er mit jemandem zusammen, der ihm eine Menge über Tabak sowie dessen Anbau und Verarbeitung erzählen kann. Seit kurzem erst leitet dieser Mann die Fabrik. Sein Name: Hendrik Kelner.
Für Avo steht fest: Er will eine eigene Marke kreieren. Dem Vorhaben folgt die Tat. Mit Hilfe von Eladio Diaz, einem versierten Tabakmischer (seit geraumer Zeit »Masterblender« bei Hendrik Kelner), entwickelt er seine erste Marke: ›Bolero‹. Da der Name nicht geschützt werden kann, wird ›Avo‹ daraus. Zunächst nur für den Haus- bzw. Eigenbedarf bestimmt, stellt er immer eine Kiste auf sein Piano, wenn er spielt. Jeder, der möchte, kann sich bedienen. Das wird ihm auf die Dauer zu kostspielig: Er geht dazu über, die Cigarren zu verkaufen. Rund tausend Kisten sind es im Jahr, welche er auf diese Weise an den Mann, hin und wieder auch an die Frau bringt. Als er feststellt, daß er mit dem Verkauf der Cigarren mehr verdienen kann als mit seiner Piano-Musik, entschließt er sich, das Ganze professionell anzugehen. Schließlich kommt er, zunächst über den ›Davidoff Shop‹ in New York, der seine Cigarren verkauft, mit dem Unternehmen ›Davidoff‹ zusammen, das die Distribution seiner Cigarren übernimmt: 1988 liegen die ersten ›Avos‹ in den Regalen US-amerikanischer Händler. Sind es im ersten Jahr 120.000 Cigarren, die den Weg zu den Aficionados finden, so beläuft sich schon vier Jahre später die Stückzahl auf 750.000. Heute – die Marke gehört schon seit geraumer Zeit zur ›Oettinger Davidoff Group‹ – werden pro anno rund drei Millionen ›Avos‹ in aller Welt verkauft.
Genußjahre
Avo Uvezian ist zufrieden mit sich und der Welt, die ihn umgibt. Vor nicht allzu langer Zeit ist er mit Frau und Tochter nach Florida gezogen, nach Orlando. Ganz in der Nähe – welch Zufall – befindet sich die ›Corona Cigar Company‹ des gebürtigen Polen Jeff Borysiewicz. Hier lagern ständig rund eineinhalb Millionen Cigarren, hier gibt es auch ein Piano, und hier sitzt Avo Uvezian hin und wieder und spielt, dann, wenn er von einer seiner vielen Reisen zurückgekehrt ist, um in seinem neuen Domizil die Ruhe zu genießen und seiner dritten Leidenschaft zu frönen, dem Golfspiel. Das betreibt er am liebsten mit einem seiner engsten Freunde, dem Hollywood-Schauspieler George Hamilton, ebenfalls begeisterter Cigarrenraucher und Besitzer einer eigenen Marke. Gelegentlich, wenn es denn seine seltene Zeit erlaubt, schwingt dann noch ein dritter mit ihnen den Schläger: Bill Clinton. Auf der Website der ›Corona Cigar Company‹ ist unter anderem zu lesen: »Our good friend Avo Uvezian will stop by from time to time […] to play the piano.« Hier gibt es nämlich eine ›Avo Lounge‹. Es ist nicht die einzige auf dieser Welt. Der Schweizer Aficionado Otto Fischer hat gleich deren zwei eingerichtet: in Aarau und in Lenzburg. Demnächst kommen noch zwei weitere hinzu. Dann kann sich Avo Uvezian, wenn er in der Schweiz ist, auch in Rheinfelden und in Baden an sein geliebtes Piano setzen, seinen geliebten Jazz spielen und dabei eine seiner geliebten Cigarren rauchen. Und Avo Uvezian weilt des öfteren in der Schweiz. Im November beispielsweise ist er immer dort anzutreffen, genauer in Basel, noch genauer bei der ›Avo Session‹, mittlerweile eines der größten und hochkarätigsten Musikfestivals in Europa. Das musikalische Ereignis erstreckt sich mit seinen rund zehn Veranstaltungsabenden über mehr als zwei Wochen und präsentiert Jahr für Jahr absolute Weltstars, in diesem Jahr beispielsweise Größen wie Elton John und Ikonen wie Ute Lemper. Außergewöhnlich ist auch der Veranstaltungsort: Wenn in der Messehalle rund fünfzehnhundert Zuschauer an den vielen kleinen Tischen, jeweils illuminiert durch eine große Kerze, Platz genommen haben, ihre Getränke und ihre Cigarren genießen, dann herrscht hier eine einmalige Clubatmosphäre. Da ›Avo Cigars‹ Namensgeber und Hauptsponsor dieser einzigartigen Veranstaltung ist, sitzt der Musiker und Genußmensch Avo Uvezian nahezu jeden Abend – allzu harter Rock ist seine Sache nicht – an dem mittleren Tisch in der vordersten Reihe und genießt. Wenn dann noch Ute Lemper mit dem »Gastgeber« minutenlang musikalische Zwiesprache hält, ist die Welt des Avo Uvezian vollends in Ordnung …
Die Herstellung der AVO Cigarren
Das Cibao Tal ist die beste Anbauregion für Tabakpflanzen in der Dominikanischen Republik.
Die leicht sandigen, fruchtbaren Böden und das ideale milde Klima mit der richtigen Regenmenge harmonieren perfekt, um das Nachtschattengewächs in dem zwischen den Cordillera Central und den Cordillera Septentrional gelegenen Tal gedeihen zu lassen.
Die Keimlinge werden vor dem Ausbringen auf die Felder von erfahrenen Pflanzern, den Vegueros, auf ihr gleichmässiges Wachstum geprüft.
Nur die schönsten und gesunden Jungpflanzen dürfen das Cibao Tals begrünen und zu Tabakpflanzen heranwachsen, die den späteren qualitativen Anforderungen an eine AVO Tabakkomposition gerecht werden können.
Das Wachstums der Pflanzen wird laufend kontrolliert. Disharmonien werden, ganz im Sinne von Avo Uvezian, so schon früh vermieden.
Sobald die Blätter der Pflanzen die perfekte Grösse und vor allem den richtigen Reifegrad erreicht haben, beginnt die Ernte. Die Erntezeit ist meistens im Januar und erstreckt sich über vier bis sechs Wochen.
Die Tabakblätter werden von den Vegueros fachmännisch geerntet, bevor sie in typischen Ranchos über Monate getrocknet und später in Lagerräumen fermentiert werden.
Das Trocknen und Fermentieren der Tabakblätter sind Prozesse, die Iangjährige Erfahrung und Know how erfordern.
Nach der Trocknung in den Ranchos werden die Blätter in Lagerräumen aufgeschichtet und regelmässig befeuchtet. Stimmen Temperatur und ein bestimmter Reifegrad so wird der Tabak umgeschichtet.
Die Fermentation prägt Aroma, Geschmack und Brennbarkeit des Tabaks.
Tabaqueros komponieren die feinen Mischungen, die die AVO Cigarren so unverwechselbar machen. Doch was wäre die beste Tabakmischung ohne die virtuose Arbeit der Torcedores – der CigarrenrolIer?
Keine Maschine funktioniert so harmonisch wie das Zusammenspiel von menschlicher Hand und menschlichem Auge. Ausgewählte und kunstvoll zugeschnittene Deckblätter werden mit dem optimalen Druck um die abgestimmte Einlage und das Cigarrenumblatt gerollt. Die erfahrenen RolIer geben den Cigarren ihre Form und gleichmässige Stärke, was den perfekten Genuss Zug um Zug garantiert.
Im Finale werden die AVOs geschnitten, farbselektioniert, mit der schönen Bauchbinde versehen und sorgfältig verpackt. Cigars in Perfect Harmony – von der Aussaat des Tabaks bis zu den Rauchkringeln, die den Geniesser erfreuen.
Die Zigarren:
Die exquisiten AVO Cigars bestehen aus ausgesuchten, bis zur vollen Reife gelagerten Einlagetabaken. Diese enthalten einen gewichtigen Anteil eines speziell fermentierten, abgelagerten Piloto Cubano-Tabaks aus der Dominikanischen Republik.
Das Umblatt wird aus dem Olor Tabak der Region Villa Gonzalez gewonnen und gekrönt werden die AVO Cigars mit einem Connecticut-Shade Deckblatt.
Quelle: Oettinger Imex und Cigarclan
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