Montag, 15. April 2013

Herstellung von Rum Teil 1



Herstellung von Rum



Zuckerrohr


Rum wird in der Regel auf Basis von Zuckerrohr gewonnen. Das Zuckerrohr bildet somit die wichtigste Grundlage für die Herstellung von Rum. Grund genug, sich als Rumliebhaber dieser Pflanze aus der Familie der Süßgräser zu widmen.
Die Zuckerrohrpflanze ist eine der 12 verschiedenen Arten der Gattung Saccharum. Zuckerrohr (botanisch Saccharum officinarum) gehört zu der Familie der Süßgräser (botanisch Poaceae). Süßgräser sind weltweit in allen Klimazonen vertreten und umfassen ungefähr 9000 verschiedene Arten. Typische Vertreter neben dem Zuckerrohr sind beispielsweise Getreidesorten wie Gerste und Hafer, aber auch Reis, Bambus und Mais.

Beschreibung
Im Vergleich zu anderen Pflanzen aus der Gattung der Süßgräser ähnelt Zuckerrohr am ehesten dem Bambus. Die Zuckerrohrpflanze wird bis zu 5 Meter hoch und ihre je nach Sorte grünlichen bis bräunlichen Halme können  einen Durchmesser von bis zu 5 cm erreichen. Die Halme bestehen aus 10 bis 40 Zwischenstücken, den Internodien, die auf 2/3 ihrer Länge aus süßem Mark bestehen. Dieses Mark ist der aus wirtschaftlicher Sicht interessante Teil der Pflanze. Die Blätter des Zuckerrohrs können bis zu 2 Meter lang werden. Die Blüten sind behaart und stehen in dichten Rispen beisammen. Das Zuckerrohr ist eine einkeimblättrige Pflanze und kann ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen
Zuckerrohr und Zucker
Bei der Verwertung von Zuckerrohr sind nur die Halme von Interesse. Der Zuckergehalt von Zuckerrohr beträgt in der Regel zwischen 17 und 20 Prozent. Die Vermehrung von Zuckerrohr geschieht durch Triebe aus den Wurzeln.
Warum aber besteht Zuckerrohr unter anderem aus Zucker? Die meisten Pflanzen lagern Saccharose in Form von Stärke ein. Zuckerrohr, und übrigens auch Zuckerrüben, produzieren zum einen sehr viel Saccharose und lagern es zum anderen unverändert in ihren Zellen ein. Da der Zucker in den Stengeln zu finden ist, werden auch nur die Stengel, nicht aber die Blätter weiterverarbeitet.

Anbau
Zuckerrohr wächst in vielen tropischen und subtropischen Gebieten der Erde, wie beispielsweise Südamerika und der Karibik, aber auch in Südostasien wie beispielsweise in Indien, China oder Thailand. Voraussetzungen für ein gutes Wachstum sind Temperaturen von 25-28 Grad Celsius und regenreiche Sommer. Unter diesen Bedingungen gedeiht Zuckerrohr sehr gut und kann nach wenigen Monaten geerntet werden.
Der eigentliche Anbau von Zuckerrohr geschieht über Stecklinge. Diese werden in Reihen auf den Plantagen gepflanzt und treiben nach wenigen Tagen aus, so dass neue Halme entstehen. Je nach Klima kann nach 10-20 Monaten  geerntet werden. Einige Zuckerrohrsorten können nur noch ausschließlich über Stecklinge vermehrt werden, da sie keinen fruchtbaren Samen bilden.
Die Ernte des Zuckerrohrs ist auch heute noch sehr mühsam. Meist wird von Hand geerntet. In manchen Gegenden werden die Zuckerrohrfelder aber auch abgebrannt, da aus wirtschaftlicher Sicht nur die Halme, nicht aber die Blätter interessant sind und so die anschließende Ernte vereinfacht wird. Dies ist aber aus ökologischen Gesichtspunkten bedenklich. Eine weitere Alternative sind Erntemaschinen, die aber noch eher selten eigesetzt werden. Das Zuckerrohr treibt nach der Ernte erneut aus, so dass nach ungefähr einem weiteren Jahr die nächste Ernte durchgeführt werden kann. Die Nutzungsdauer beträgt  je nach Region 2 bis 5 Schnitte.

Geschichte
Die Ursprünge des Zuckerrohrs werden in Südost-Asien vermutet. Häufig genannt werden in diesem Zusammenhang die Länder Indien, China, Polynesien oder Neuguinea. Von Südostasien aus trat das Zuckerrohr seine Reise durch die Welt an. Schon vor über 10000 Jahren wurde Zuckerrohr in Südostasien domestiziert. Zucker und vergorene Zuckergetränke wurden erstmals um 350 v. Chr. in Indien aus Zuckerrohr hergestellt. Im 7. Jahrhundert n. Chr. kam das Zuckerrohr schließlich durch die Mauren nach Europa und um diese Zeit wurde auch Zucker in Europa produziert. Um 1450 wurde Zuckerrohr auf den Kanaren und Madeira angebaut, bevor das Zuckerrohr Ende des 15. Jahrhunderts seine Reise in die "neue Welt" antrat. Durch die dort entstehende Plantagenwirtschaft mit all ihren negativen Erscheinungen wie Sklavenhandel wurde immer mehr Zuckerrohr angebaut und immer mehr Zucker und natürlich auch Rum wurden produziert.
Die Ära des Zuckerrohrs endete 1887. In diesem Jahr erfand Franz Karl Achard ein Verfahren zur Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben. Damit nahm insbesondere in Europa die Bedeutung des Zuckerrohrs zur Herstellung von Zucker ab. Dies ist, obwohl Rohrzucker auf dem Weltmarkt sehr günstig ist, auch heute der Fall, da Rohrzucker aufgrund hoher Einfuhrzölle in der EU nicht mit dem Rübenzucker konkurrieren kann.
Ungefähr 55 Prozent der weltweiten Zuckerproduktion werden heute durch Zuckerrohr gedeckt. Das entspricht schätzungsweise 65 Millionen Tonnen Zucker jedes Jahr. Die restlichen 45 Prozent werden aus Zuckerrüben hergestellt.

Zuckerrohr und Rum
Man muss sich im klaren sein, dass der Zuckerrohranbau fast ausschließlich zur Zuckergewinnung dient und die Melasse zur Rumproduktion nur ein Nebenprodukt ist. Zuckerrohr zur Produktion von Rum wird nur in sehr wenigen Fällen angebaut und dann in der Regel, um Rum aus frischem Zuckerrohrsaft herzustellen.
Dennoch hat der Zuckerrohr Einfluss auf den Rum. Von Gegend zu Gegend werden zahlreiche, unterschiedliche Arten des Zuckerrohrs angebaut. Aber auch auf einer Plantage werden meist mehrere Sorten Zuckerrohr angebaut. Zudem wird der Zuckergehalt durch Klima und Bodentyp beeinflusst.

Vom Zuckerrohr zur Melasse

Rum kann entweder aus frischem Zuckerrohrsaft oder aus Melasse hergestellt werden. Rum aus frischem Zuckerrohrsaft hat seinen Ursprung meist auf einer französisch geprägten Karibikinsel. Man spricht dann von "Rhum agricole". In den meisten rumproduzierenden Ländern wird der Rum hingegen aus Melasse hergestellt. Man spricht dann von "Rhum industriel".

Zuckerrohrsaft 
Nach der Ernte führt der Weg des Zuckerrohrs so schnell wie es geht zur Zuckermühle beziehungsweise Zuckerfabrik, da nach der Ernte der Zuckergehalt abnimmt. Davor werden schon auf dem Feld alle Blätter entfernt, da nur die Stengel für die Zuckerproduktion von Interesse sind. In der Zuckerfabrik angekommen werden die Stengel des Zuckerrohrs für die weitere Verarbeitung erst einmal in kleine Stücke zerhackt.
Im nächsten Arbeitsschritt wird der Zuckerrohrsaft gewonnen. Dies geschieht in der Regel durch Auspressen des zerhackten Zuckerrohrs. Bevor der Zuckerrohrsaft weiter verarbeitet wird, wird er einer einfachen Reinigung unterzogen, um Schwebestoffe zu entfernen. Nach dem Auspressen bleibt neben dem Zuckerrohrsaft die Bagasse, die faserigen Anteile des Zuckerrohrs, übrig. Diese kann getrocknet als Energielieferant für die Zuckermühle eingesetzt werden. Der nun vorliegende Zuckerrohrsaft ist bereits der Ausgangspunkt für die Produktion von Rhum agricole.

Melasse 
Der Rhum industriel wird hingegen aus Melasse hergestellt, die eigentlich ein Abfallprodukt aus der Zuckerproduktion ist. Zur Zuckerproduktion wird der gewonnene Zuckerrohrsaft im nächsten Schritt zu einem Sirup eingekocht. Durch weiteres Einkochen des Sirups unter Unterdruck bilden sich Zuckerkristalle, die vom Sirup abgetrennt werden, bevor der Vorgang der Kristallisation mehrfach wiederholt wird. Nach Abschluss dieses Prozesses bleiben zwei Dinge zurück: der kristallisierte Zucker und als Abfallprodukt die Melasse. Die Melasse, eine braune, klebrige Masse, besitzt aber immer noch einen hohen Zuckeranteil, aber dieser Zucker kann nicht oder nur unter unrentablen Bedingungen kristallisiert werden. Diese Melasse dient als Ausgangspunkt zur Gewinnung des Rhum industriel.

Geschichte 
Die Entscheidung Zuckerrohrsaft oder Melasse als Grundstoff zur Gewinnung von Rum einzusetzen ist eine von vielen wichtigen Entscheidungen bei  der Gewinnung von Rum. Früher wurde Rum fast ausschließlich aus Melasse hergestellt. Erst mit dem Niedergang der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr aufgrund der Zuckerproduktion aus der Zuckerrübe in Europa kam es verstärkt zur Herstellung von Rum aus Zuckerrohrsaft, da Melasse als Abfallprodukt der Zuckerproduktion nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stand.

Probleme 
Auch heute ist auf vielen karibischen Inseln trotz des eigenen Anbaus von Zuckerrohr oftmals nicht ausreichend Melasse zur Rumherstellung verfügbar. In diesem Fall wird Melasse vom südamerikanischen Festland, vorwiegend aus Brasilien und Venezuela, importiert.
Ein weiteres Problem beim Einsatz von Melasse sind die immer besseren Produktionsverfahren zur Kristallisierung von Zucker. Damit kann zwar mehr Zucker gewonnen werden, aber gleichzeitig sinkt der Zuckergehalt der Melasse. Das wiederum verringert den Alkoholgehalt, den man aus der Melasse gewinnen kann, so dass eine größere Menge von Melasse benötigt wird um die gleiche Menge Rum zu produzieren. 

Gärung

Nachdem Zuckerrohrsaft oder Melasse aus dem Zuckerrohr gewonnen wurde, geht es im nächsten Schritt weiter mit der Gärung. Diesem Schritt wird in der Rumproduktion eine hohe Bedeutung zugemessen. Die Gärung kann von Destillerie zu Destillerie unterschiedlich sein.
Das Wort Fermentation (oder auch Fermentierung) stammt vom lateinischen Wort fermentum ab, welches auf Deutsch Sauerteig bedeutet. Allgemein versteht man unter Fermentation eine beliebige biologische Reaktion. Der Begriff Fermentation ist somit sehr allgemein, weshalb in diesem Text der Begriff Gärung verwendet wird.

Definition 
Unter Gärung versteht man den Prozess, währenddessen aus Zucker mit Hilfe von Hefe Alkohol gewonnen wird. Als Nebenprodukte fallen Kohlendioxyd und Wärme an. Dazu wird dem Zuckerrohrsaft bzw. der Melasse Hefe zugegeben.

Hefe 
Der Hefe kommt dabei besondere Aufmerksamkeit zu. Manche Destillen haben seit Jahrhunderten eigene Hefekulturen, die sie bei der Gärung verwenden. Andere Destillen verwenden Industriehefe, die sie für ihre Rumproduktion als geeignet betrachten. Welcher der beiden Wege auch gewählt wird, der Auswahl geeigneter Hefestämme gilt große Aufmerksamkeit. Meist sind Hefestämme für bestimmte Einsatzgebiete gezüchtet.













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