Seit vielen Jahren ergänzt das traditionsreiche Familienunternehmen August Schuster GmbH & Co. KG
in Bünde sein reichhaltiges Zigarrenangebot mit selbst importierten hochklassigen Spirituosen.
Heute habe ich alle drei Sorten ins Haus bekommen:
in Bünde sein reichhaltiges Zigarrenangebot mit selbst importierten hochklassigen Spirituosen.
Heute habe ich alle drei Sorten ins Haus bekommen:
Barbados Rum 12 Jahre Brazil Trüllerie Serie
Herstellerland: Barbados
Alter: 12 Jahre
Der zwölfjährige Barbados-Rum, der sich durch intensive Kokosaromen, vanillige Süße
und die charakteristische Weichheit auszeichnet. Im Hintergrund sind Nunancen von Rosinen und Banane zu schmecken.
Ein verführerischer Tropfen für viele Gelegenheiten.
Fein zur Zigarre und sehr ausbalanciert.
40% Vol.
0,50l
Brasil Trüllerie Panama Rum 8 Jahre
Herstellerland: Panama
Alter: 8 Jahre
Der intensive achtjährige Panamarum, der sich durch seinen kräftigen und nachhaltigen
Auftritt auszeichnet. Neben deutlichen Faßnoten sind im Hintergrund Nunancen von Pflaumen, Korinthen
und Muskat zu schmecken. Ein belebender Tropfen für viele Gelegenheiten.
42% vol.
0,50l
Brasil Trüllerie Guatemala Rum 5 Jahre
Herstellerland: Guatemala
Alter: 5 Jahre
Ein Rum der mit seiner leichtigkeit verzaubert.Feine Fassnote, Vanille und leichte Fruchtakzente.
42%
0,5l
August Schuster Zigarrenfabrik
Unser
Ur-Ur-Großvater war Bäcker und unser Ur-Großvater war Bäcker.
Drei seiner
Söhne wurden Cigarrenfabrikanten.
Zunächst wurde
Hermann Schuster, als gelernter Bäcker, 1897 Cigarrenfabrikant
in Bünde seine
Söhne Richard und Georg traten in die elterliche Firma ein.
Sein Sohn Paul
wurde Cigarrenfabrikant mit eigener Firma in Lügde. Nach dem Tode von
Richard und
Georg schlug Hermanns Sohn, Dr. Arnold Schuster, den gleichen Weg ein.
Paul Schuster
in Lügde hatte wieder einen Sohn Manfred der ebenda auch Cigarrenfabrikant
wurde.
Ein Jahr später
1898 gründeten die Brüder Heinrich und August Schuster die Fa. Gebrüder
Schuster,
Cigarrenfabrik
in Bünde. Heinrich hatte 4 Kinder, sein Sohn Rolf wurde, wie er selbst,
Cigarrenfabrikant.
1909 eröffnete
August Schuster die eigene Cigarrenfabrik in Bünde. Seine Tochter Anneliese
wurde Cigarrenfabrikantin in Kleinkrotzenburg und sein Sohn Dr. Hans Schuster,
wurde seinerseits Cigarrenfabrikant in Würzburg. Später übernahm er den
elterlichen Betrieb in Bünde
Anneliese hatte
einen Sohn Dieter, der wurde Cigarrenfabrikant und beide Söhne von Dr. Hans
Schuster, Manfred und Philipp, sind noch heute Cigarrenfabrikanten in Bünde.
Manfred hat
wiederum einen Sohn Oliver, der ebenfalls Cigarrenfabrikant ist und Philipp hat
einen Sohn Hans-Martin und natürlich wird der noch ein Cigarrenfabrikant.
Haben Sie
mitgezählt ? Auch nach umfangreichen Recherchen haben wir auf der ganzen Welt
keine andere Familie ausmachen können, die je so viele Cigarrenfabrikanten
hervorgebracht hat.
Unsere
Kaufmannstradition und unsere besondere Beziehung zum Genuß gehen also zurück
bis in das 19. Jahrhundert und seit über 100 Jahren produzieren wir in der
Familie Cigarren.
In der Spitze
waren es 6 Cigarrenfabriken in Deutschland, die Mitgliedern der Familie
Schuster gehörten.
Alle in der
Familie waren Individualisten und Einzelkämpfer und auch der 2. Weltkrieg hat
tiefe Wunden gerissen. So gibt es heute nur noch uns: die Fa. August Schuster,
Cigarrenfabrik, Bünde.
Kurzum, die
Familie Schuster hat ein gutes Stück deutscher Cigarrengeschichte
mitgeschrieben und da eine Familientradition verpflichtet, schreiben wir immer
noch nach Kräften daran mit.
Und heute ? Da
gibt es eine Menge von falschen Propheten, Pharisäern und Neunmalklugen, die
alle glauben, sie hätten das Rad neu erfunden. Daneben gibt es eine unsägliche
Zusammenballung von kurzsichtigen und oberflächlichen Politikern, die alle
glauben, der gelegentliche und erhabene Genuß einer guten Cigarre rüttelt an
den Grundfesten unserer Gesellschaft, dabei sind sie es selbst, die unbeleckt
von historischen und wirtschaftlichen Kenntnissen herumquacksalbern, wie einst
der berühmte Dr. Eisenbart.
Müssen wir denn
jeden Blödsinn so ernst nehmen ?
Die Entdeckung
der Langsamkeit und eine gute Cigarre würden so manchen zur Besinnung bringen.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber der Platz reicht hier nicht, vielleicht nur
die Gewißheit, daß in über 500 Jahren Cigarrengeschichte in Europa so mancher
Sturm überstanden wurde.
Fährt man durch
die ostwestfälische Stadt Bünde, fallen einem im Ortskern etliche sehr
repräsentative Villen inmitten parkartiger Gärten auf. Ungewöhnlich für so eine
eher kleine Stadt.
Hier wohnten in
früheren Zeiten wohlhabende Fabrikantenfamilien, denn Bünde war einmal das
deutsche Zentrum für Cigarren, und damit liess sich trefflich Geld verdienen.
Die Zeiten haben sich geändert, zwar nennt sich Bünde immer noch
“Zigarrenstadt”, aber produziert wird im alten Stadtgebiet nur noch in einer
einzigen, im Familienbesitz befindlichen Fabrik: bei August Schuster Cigarren
in der Blumenstrasse. Der andere verbliebene Hersteller, Arnold Andre, hat in
Bünde nur mehr die Verwaltung belassen.
Geführt wird
die Cigarrenfabrik heute von Manfred und Philipp Schuster, und die kommende
Generation ist schon durch Manfreds Sohn Oliver vertreten (manchen
Zigarrenweltlesern aus unserem Montags-Chat bekannt). Am Detail erkennt man,
dass die Uhren in manchem etwas anders gehen als es den Zeitläuften entsprechen
mag: so findet man zum Beispiel im Bündener Telefonbuch anstatt der Fabrik den
Namens-Eintrag “August Schuster”, dazu eine 4(!)-stellige Telefonummer, die
sicher aus der Zeit stammt, als es noch Kabelämter gab.
Seit der
Firmengründung im Jahre 1909 werden bei August Schuster Cigarren produziert,
und auch durch schwere Zeiten und den Stukturwandel hindurch hat man den
Betrieb gerettet. Heute wird ein grosser Teil der Cigarren, die von
renommierten Händlern in Deutschland als ihre Eigenmarken angeboten werden,
hier produziert. Überwiegend maschinell zwar, aber auch in diesen Cigarren
steckt noch erstaunlich viel Handarbeit. Das Gleiche gilt auch für Schusters
renommierte Hausmarken Partageno y Cia, Lepanto und, die den Liebhabern
qualitativ hochwertiger Cigarren aus 100 % Tabak seit langem ein Begriff sind.
c.Mendoza
Bei Schuster
finden alle Produktionsschritte, vom Einlagern des Rohtabaks über das Rollen
der Cigarren bis zum Versand der fertigen Kisten, im Hause statt. Ein Blick in
das wunderbar duftende Tabaklager zeigt, dass eine immense Menge Tabak vorrätig
gehalten wird, damit die Produktion jederzeit gewährleistet ist.
Die Tabake
kommen aus den wichtigsten Anbaugebieten, aus Cuba, aus der Dominikanischen
Republik, aus Brasilien, aus Java und Sumatra. Die cubanischen Tabakballen
lassen sich im Lager leicht ausmachen, sind sie doch im Gegensatz zum Tabak aus
den anderen Ländern in Palmblätter eingepackt. Gekauft wird der Tabak von
Schusters in den Herkunftsländern direkt, sowie in Bremen, dem Einfuhrhafen für
Tabak. Dass Bünde im 19. Jahrhundert zur Tabakstadt wurde hängt auch mit den
günstigen Verkehrsverbindungen nach Bremen zusammen. Zusätzlich machte sich der
Bau der Eisenbahnlinie Löhne-Osnabrück positiv bemerkbar, mit der Bahn konnte
so der Tabak direkt aus den Niederlanden, damals Kolonialmacht in Indonesien,
nach Bünde transportiert werden.
Wenn es auch
zahlreiche Fabriken gab, wurde doch die überwiegende Anzahl der Cigarren früher
in Heimarbeit gerollt. Die Fabriken verteilten alle paar Wochen an alle
Heimarbeiter den Rohtabak und holten später die fertig gerollten Cigarren
wieder ab. Diese wurden dann in den Stammhäusern verpackt und versandfertig
gemacht. Mehr als 10.000 Menschen arbeiteten zur Blütezeit in der Bündener
Cigarrenindustrie. 1935 hatte Bünde 258 Cigarrenfabriken! Die Stadt wurde
überaus wohlhabend und zählte bereits 1914 ein gutes Dutzend Millionäre. Und
die bauten sich die Villen, die man heute noch im Stadtbild entdeckt. Von den
Fabriken hingegen sind nur wenige stehen geblieben, sie dienen heute anderen
Zwecken, z. B. als Wohnhäuser.
Wenn heute
Manfred und Oliver Schuster morgens in ihre Fabrik, die letzte noch
produzierende in der Stadt, gehen, durchqueren sie von der Schuster’schen Villa
aus ein paar Meter einen schön verwilderten Garten und schon sind sie da. Das
ganze Gelände liegt mitten im Bündener Wohnbereich, was das Produzieren nicht
immer konfliktfrei und nur durch Einhaltung strenger, kostenintensiver Auflagen
möglich macht. Insbesondere gegen Lärm- und Geruchsemissionen mussten teure Massnahmen
unternommen werden.
Sicher am
leisesten geht es an einem versteckt liegenden Arbeitsplatz zu, an dem in
winziger Stückzahl noch einige rein handgemachte Cigarren gerollt werden, eine
Kunst, die in absehbarer Zeit hier nicht mehr praktiziert werden wird. Die
Kunst, Cigarren von Hand zu rollen, beherrschen nur noch ganz wenige Menschen
in Deutschland. Übrigens hat der Hamburger Cigarrenhändler Stefan Appel, der in
seinem Geschäft monatlich etwa 400 Cigarren händisch rollt, seine Kenntnisse
darüber bei Schusters erworben.
Nach dem Rollen
des Wickels werden die Cigarrenrohlinge in eine Presse gesteckt, wo sie ihre
gleichmässige Form bekommen. Heute sind die Cigarren-Holzformen gesuchte
Sammlerstücke, seinerzeit, als man von der handgefertigten Produktion Abschied
nahm, wurden, wie Manfred Schuster erzählt, damit die Öfen befeuert. Was anders
hätte man auch damals damit anfangen sollen? An eine erneute Verwendung war
nicht mehr zu denken, die handgefertigte Cigarre aus Deutschland war nicht mehr
konkurrenzfähig, zudem die Raucher mit den Maschinenprodukten durchaus
zufrieden waren.
Rund 40 Leute
arbeiten heute in der Cigarrenfabrik August Schuster. Es gibt Maschinen zu
bedienen, zu warten und zu reparieren, es werden die Cigarren mit einem nicht
geringen händischen Anteil produziert, es werden die Kisten in der hauseigenen
Schreinerei fabriziert und es wird verpackt und versendet. Wer die hübschen
Kisten von Schuster kennt, der staunt, wie in der recht kleinen und einfach
ausgestatteten Schreinerei das alles produziert werden kann.
Im
Auslieferungslager schliesslich entdeckt man die Marken, die Schusters guten
Ruf in der Tabakwelt begründen, und neben den genannten Hausmarken hat Schuster
neue Cigarren kreiiert bzw. auf den Markt gebracht, zu nennen ist da vor allem
die hochgelobte Regalia Fina, deren Longfillerformate aus Brasilien kommen (die
kleineren Formate werden maschinell in Bünde gefertigt) und deren Mischung von
Philipp Schuster entwickelt wurde. Ebenfalls findet man auf vielen fertigen
Kisten Namen bekannter deutscher Cigarrenhändler, die hier ihre Brasil- odere
Sumatrahausmarken produzieren lassen und für diese Cigarren eine treue
Stammkundschaft haben.
Noch etwas
interessantes habe ich an vielen Stellen in der Fabrik entdeckt: eine
merkwürdige Pappdose, auf der das Wort “Lasiotrap” steht. Lasio…? Da klingelt
doch etwas! Heißt der berüchtigte Tabakkäfer nicht Lasioderma? Richtig.
Lasiotrap ist tatsächlich eine Falle für den Tabakkäfer, genauer gesagt, es
dient als Nachweis für einen Befall durch den Schädling, mittels eines
Sexualduftstoffes wird er angelockt und tappt in die Falle. Würde der
Tabakkäfer nachgewiesen müssten entsprechende Massnahmen ergriffen werden, zum
Beispiel das Einfrieren des Rohtabaks. Bevor er im Tabaklager oder in den
fertigen Cigarren Unheil anrichten kann. Denn das könnte er wirklich…
Ein wenig
erinnert die Cigarrenfabrik August Schuster an manchen Stellen eher an ein
Museum als an ein produzierendes Werk, und wird man an einem Samstagnachmittag
durch alle dann stillen Etagen geführt, sieht man immer wieder Zeugen
vergangener Zeiten, alte Maschinen zum Beispiel, oder unter dem Dach die nach
Norden ausgerichteten hohen Fenster, hinter denen bis heute an langen Tischen
Arbeiter und Arbeiterinnen die Cigarren bei neutralem Licht nach Deckblattfarbe
sortieren. Und der Aufzug ist nichts für ängstliche Gemüter :-).
Stolz ist man
bei Schusters darauf, dass man hier ausschliesslich Cigarren und Cigarillos aus
100 % Tabak produziert, das heißt, es wird kein Bandtabak verarbeitet
(Bandtabak = Kunsttabak aus Tabak- und Zelluloseresten, wird insbesondere für
billige Cigarren und Cigarillos verwendet, erkennbar an der fehlenden
Packungsgaufschrift “100 % Tabak”).
Aus Bünde
kommen bis heute die Steuerbanderolen für alle nach Deutschland eingeführten
Tabakwaren, das Steuerzeichenamt liegt nicht weit vom Bahnhof der Stadt, eben
so wie der frühere Tabakspeicher, in dem die angelieferten Ballen zunächst
gelagert wurden, bevor sie an die einzelnen Fabriken weiter geleitet wurden.
Übrigens
besitzt die Stadt zur Erinnerung an ihre Vergangenheit als Tabakmetropole im
Ortskern ein sehenswertes Tabakmuseum, das in einem alten Fachwerkhaus
eingerichtet ist. Hier kann sich der Interessierte über alle Aspekte der
Cigarrenindustrie informieren. Zu sehen gibt es auch ein originalgetreu
rekonstruiertes Cigarrenmacherzimmer, das eindrucksvoll zeigt, wie früher in
Heimarbeit die Cigarren gerollt wurden. Übrigens war das für die Arbeiter
keineswegs die einzige Verdienstquelle: tagsüber ging man einer anderen
Tätigkeit nach, sei es auf dem eigenen kleinen Hof oder im Dienst eines
Grossbauern. Erst abends setzte man sich dann hin und rollte die Cigarren, bei
ausreichender Geschicklichkeit bis zu 1.500 in der Woche. Eine Maschine bei
Schuster hingegen schafft pro Tag bis zu 3.500 Stück!
Mitten im
Wohngebiet von Deutschlands Zigarrenstadt Bünde, unweit der noblen Villen
pensionierter Zigarrenkönige riecht die Luft noch nach Tabak. Die Firma August
Schuster zählte einmal zu den ganz Großen, heute ist sie klein, aber fein und
vor allem noch sehr aktiv.
Vor dem Krieg
konnte man noch eine Menge Geld mit Zigarren verdienen. Wenn Philipp Schuster,
Enkel des Gründers August mit seiner sonoren Bass-Stimme von den Geschäften
seiner Vorfahren erzählt, glänzen seine Augen. "Der Tabak war kaum in
unserer Fabrik eingetroffen und noch bei der Verarbeitung, da saß der Großvater
schon auf der Kutsche und fuhr gen Osten." Denn dort lagen die
wesentlichen Absatzmärkte für die Bünder Zigarrenindustrie, Deutschland war
damals noch etwas größer und die unschönen Worte "Eiserner Vorhang"
kannte auch noch niemand. Philipp führt heute gemeinsam mit seinem älteren
Bruder Manfred und Mutter Magda Schuster einen der traditionsreichsten
Zigarrenmanufakturen Deutschlands und wenn er sich so nostalgisch gibt, dann
hat dies nichts mit unternehmerischer Lethargie zu tun. Vielmehr hatten er und
sein Bruder in den 70er Jahren, als die meisten Bünder Betriebe bereits ihre
Tore geschlossen hatten und Vater Dr. jur. Hans Schuster den Betrieb mit seiner
Pensionierung ebenfalls schließen wollte, den Mut, das elterliche Erbe
fortzusetzen. Die Brüder Schuster, der gelernte Pädagoge Manfred und der
studierte Jurist Philipp, waren aber infiziert von dem "braunen Gold"
Tabak und riskierten den Schritt in eine durchaus ungewisse Zukunft. Bünde
nannte sich zwar noch "Zigarrenstadt Deutschlands", aber vom
ehemaligen Ruhm alter Traditionsfirmen berichtete in den meisten Fällen nur
noch das ortsansässige Museum.
Eine gemütliche
westfälische Kleinstadt mit 45.000 Einwohnern, die frühabends ihre Bürgersteige
hochklappt und deren Ausfahrtstraßen zu den Großstädten Bielefeld und Hannover
das Spannendste für die Dorfjugend darstellen dürften. Das ist Bünde heute, um
die Jahrhundertwende galt es aber als einer der reichsten Städte Deutschlands,
auf die 4800 Einwohner kamen immerhin zwölf Millionäre. Die Tabakindustrien
Bremens, Hamburgs und Lübecks hatten sich nämlich im letzten Jahrhundert
weniger für das karge Nachtleben Bündes, wohl aber für die billigen
Arbeitskräfte der Provinz interessiert. Am 27. September 1909, vor nunmehr 90
Jahren, trug Großvater August im Zuge dieses Zigarrenauftriebs seine Firma in
das Handelsregister ein, nachdem er bereits mit seinem Bruder Erfahrungen in
der Zigarrenherstellung gesammelt hatte (die getrennte Firma Gebr. Schuster
existierte bis 1956). Kessing und Thiele, Koch & Söhne, Heinrich Hurlbrink
und Arnold André hießen vor 50 und 60 Jahren die großen Firmen in Bünde und
auch August Schuster mit seinen damals 1000 (!) Mitarbeitern gehörte dazu. Kurz
nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen die statistischen Zahlen den Höhepunkt an, in
Bünde und den kleinen Gemeinden der Umgebung gab es 245 Hersteller mit
insgesamt mehr als 10.000 Arbeitern. In einigen kleinen Dörfern zählte man mehr
tabakverarbeitende Betriebe als Häuser. Die 50er Jahre aber brachten die Krise.
Die ehemals 8,5 Mrd. Zigarren, die zu Hochzeiten in ganz Deutschland produziert
worden waren, hatten sich auf 5,6 Mrd. Stück reduziert. "Die Gründe
hierfür waren vielfältig", erinnert sich Philipp Schuster an die
Erzählungen seines Vaters. "Wegfall der riesigen Märkte im Osten,
Aufhebung des Maschinenverbotes, Liquidationshilfe des Staates und natürlich
die Entschädigungszahlungen für ehemals jüdische Firmen." Nehmen wir die
Liquidationshilfe und ihre Folgen zu Hand, sprechen die Zahlen in der Tat für
sich. Der Staat bot branchenübergreifend be-achtliche Abfindungen an, die
vielen kränkelnden Unternehmen die Schlies-sung ermöglichte. So verringerte
sich zwischen 1955 und 1957 die Zahl der zigarrenproduzierenden Fabriken in
Bünde um 56 Prozent. August Schuster zählte danach zwar noch zu den sechs ganz
großen Produzenten mit einer jährlichen Produktion von je bis zu 65 Millionen
Zigarren. Die vielen, vielen kleinen Betriebe schlossen aber ihre Tore. Und
dann kamen als Konkurrenz mit Macht die in Masse und per Maschine hergestellten
preiswerten Zigarren. Die Nazis hatten in den 30er Jahren das Maschinenverbot
erlassen, um inländische Arbeitsplätze zu sichern. Als 1956 das Verbot fiel,
standen die kleinen Betriebe im harten Wettbewerb zu den Großen, die sich die
Anschaffung der Maschinen leisten konnten. Und selbst, wenn sie sich die
Maschinen hätten leisten können - der Markt war schließlich geschrumpft und der
Output großer Maschinen wäre kaum absetzbar gewesen. "In den 60er Jahren
kamen die Markennamen auf, welche wir von der Zigarette bereits kannten"
erzählt Philipp Schuster zwischen zwei Zügen an seiner geliebten Lepanto.
"Dies erschwerte uns natürlich erneut das Leben." Diese Produkte
hatten zwar einen HTL-Decker im Gegensatz zu den 100 Prozent-Zigarren der Firma
Schuster, wurden aber vom Konsumenten akzeptiert. Vater Hans hatte nie von
seinen Qualitätsvorstellungen abweichen wollen und somit keine Zigarren mit
homogenisiertem Deckblatt hergestellt. Lieber wollte er mit seinem Ruhestand
die Firma aufgeben, denn die zwei Söhne hatten mit ihrem Studium für ihre
Zukunft vorgesorgt. Heute beschäftigt August Schuster 45 Mitarbeiter und
produziert jährlich sechs Millionen Zigarren. Manfred ist rückblickend
zufrieden mit seiner Entscheidung, in den 70er Jahren nach dem
Pädagogik-Studium die Unternehmensgeschicke zu übernommen zu haben. Nach dem
Abi 1973 hatte Philipp sein Studium als Reisender in Sachen Schuster-Zigarren
durch das ganze Bundesgebiet finanziert und dabei festgestellt, daß bei
Händlern und Konsumenten der Trend zur deutschen, ursprünglichen Zigarre mit
100 Prozent Tabak unverkennbar war. Es gelang der Firma aus der Not eine Tugend
zu machen, und das kann man wohl auch noch heute als ein Erfolgsrezept der
Firma bezeichnen. Man war und ist zwar klein, damit aber auch viel flexibler im
Umgang mit dem Markt. Schuster reagierte mit speziellen Formaten, wie
beispielsweise Spitz-Façons, für welche die großen Hersteller entweder keine
Maschinen hatten oder sich um so geringe Mengen gar nicht kümmern wollten. Oder
Schuster bot den Händlern Hausmarken an, die er in dieser Tabakmischung
exklusiv für ein einzelnen Händler komponierte. Der Vater ließ sich anstecken
von dem Elan der Söhne und auch die Händler forcierten die Produkte, weil sie
ihre Qualität, aber auch das für die Branche ungewöhnliche Engagement junger
Leute honorierten. Philipp Schuster kann sich heute darüber freuen, daß sein
Vater bis zu seinem Tod 1983 den Aufschwung der Firma noch miterleben konnte.
Aus dem
Juristen Philipp und dem Pädagogen Manfred sind rückblickend betrachtet
glänzende Tabakkenner, aber auch Universalisten geworden. Große Unternehmen
leisten sich einen Vorstand, eine Marketing- und Presseabteilung, einen
Tabakeinkauf, diverse Meister zum Mischen der Tabake und eine Verwaltung. Bei
den Schusters läuft dies unter der tatkräftigen Mitarbeit der rüstigen Mutter,
die sich noch immer um die leidigen Zollangelegenheiten kümmert und meistens
auch an der Strippe ist, wenn man anruft, ganz anders. Alle müssen mit anpacken
und das geht natürlich nur mit Begeisterung und Tabakliebe und nicht mit
Angestelltenmentalität. Philipp ist der Reisende in Sachen Tabak, immer auf der
Suche nach guten Tabakpartien, präsent auf der Bremer Tabakbörse, Globetrotter
in der Karibik und Brasilien beim Einkauf von Importzigarren und dies alles mit
der Einstellung eines Perfektionisten. Ob es die "kleine"
Brahms-Zigarre anläßlich des 100. Todestages des begeisterten Zigarrenrauchers
und Komponisten ist, die er für den Hamburger Arbeitskreis "Michels
Freunde" 1997 komponierte, oder die Neuaufnahme eines karibischen
Longfillers in sein Import-Programm. Die Zigarren werden immer wieder Probe
geraucht und kritisiert und dabei auch bei den Herstellern in der Karibik
Einfluß ausgeübt. Als P&C bei den Schusters zu Besuch war, hatte er nach
mehr als einem Jahr "nachgebesserte" Zigarren eines Herstellers aus
Nicaragua erhalten. Beim ersten Mal hatte er noch die Tabakmischung vor Ort mit
gestaltet, das Ergebnis befriedigte ihn nach Bünde zurückgekehrt aber doch
nicht so ganz. Das Churchill-Format, das er uns nun anbot, traf schon mehr auf
seine Zustimmung. Zum einen interessiert ein Puro aus Nicaragua per se - auch
das Deckblatt ist dort gezüchtet. Zum zweiten begeisterte die Ästhetik, ein
mittelbrauner, öliger gleichmäßiger Decker mit rötlichen Einschlägen, der so
manche Havanna in den Schatten stellt. Glänzendes Zugverhalten und ein würziger
Geschmack mit Aromafülle, der auch bei der zweiten Hälfte der Zigarre nicht
unangenehm wurde. "Da sollte man eigentlich zuschlagen", ruft Philipp
Schuster begeistert aus und erwägt nun die Aufnahme des Longfillers in sein
kleines Importprogramm.
Mit der
gleichen Begeisterung wie im Falle der Longfiller stürzt sich Philipp auch auf
seine brasilianischen und Sumatra-Lieblinge. Lepanto und c.Mendoza, die es in
beiden Geschmacksrichtungen gibt, sprechen hierfür genauso wie sein neues Pferd
im Stall, die Regalia Fina. Ursprünglich gehörte diese Marke der Firma
Suerdieck, bekannt für ihre in Brasilien gefertigten Zigarren, und die Zigarren
waren in einer anderen Tabakmischung früher im Vertrieb von Schuster. Nachdem
Suerdieck in gravierende wirtschaftliche Probleme geriet, konnte sich Schuster
die Markenrechte sichern und mit einem Produzenten vor Ort seinen Traum einer
"echten" Brasil verwirklichen. Nach einigem Tüfteln und Ausprobieren
von Tabakmischungen sagt Philipp heute nicht ohne Stolz, das die besten
Brasil-Tabake verwendet werden und etwas ganz Besonderes entstanden ist. Den
Shortfiller produziert er selber nach alten Rezeptanteilen, 70 Prozent Brasil,
30 Prozent Kuba, statt des früher üblichen Sumatra-Umblatts muss Schuster aus
Preisgründen zu einem Java greifen. Und dann der Longfiller, einer der wenigen
weltweit erhältlichen Brasil-Puros mit einer faszinierenden Kombination
zwischen Aroma reicher Würze und Brasil-Süße. "Die Brasil nimmt ebenso wie
die Havanna eine besondere Stellung innerhalb der Zigarrenwelt ein. Nur dort
kann man echte Puros herstellen", erläutert Brasil-Fan Schuster, der mit
seiner Zigarre auch schon Erfolge auf Kuba feierte. Als sein Sohn Hans-Martin
im Frühjahr auf Kuba ein Praktikum absolvierte, hatte er natürlich einige
Kisten dabei und wahrlich wurde ihm die Regalia von den Kubanern aus den Händen
gerissen. Zum Zeitpunkt unseres Interviews wartete Philipp Schuster übrigens
gerade auf zwei besondere kleine Partien Havanna-Tabak. "Ich habe ihn vor
ein paar Monaten vor Ort persönlich getestet und war ganz begeistert. Er hat eine
spezielle Süße, wie ich sie bei den normalerweise in Europa gekauften
Havanna-Tabaken seit vielen Jahren nicht mehr gefunden habe. Sie müssen sich
das vorstellen wie das Zusammenspiel verschiedener Zutaten eines Kuchens.
Dieser besondere Havanna-Tabak wird die Mischung unserer Shortfiller
verfeinern."
Kuba ist nicht
das einzige Land, das Schuster regelmäßig bereist, jedes Jahr ist er in Übersee
und versucht dabei, wenigstens alle zwei Jahre abwechselnd Nicaragua, Honduras,
Brasilien, die Dominikanische Republik oder eben Kuba zu besuchen. Neue
Kontakte knüpfen, die bestehenden pflegen und nicht selten mit den
Tabakpflanzern vor Ort neue Zigarrenmischungen nach seinen Vorstellungen
mischen. Ein wenig Tabak hiervon, ein wenig davon, Umblatt, Deckblatt und dann
hoffentlich der ungetrübte Genuß einer frisch gerollten Zigarre. Klar, daß sie
nicht nur wegen des feucht-warmen Klimas in der Karibik oder in Brasilien
anders schmeckt als in Deutschland. "Meine Brasils, die ich mir von zu
Hause mitnehme, schmecken drüben ganz anders. Süffiger und süßlicher als im
trocken-kühlen Deutschland", berichtet Schuster. Hierfür muß er natürlich
in der Lage sein, von der frisch gerollten Zigarre auf das Endprodukt, das in
"Serie" geht und nach einer sorgfältigen Lagerung und dem Transport
nach Deutschland anders schmecken wird, schließen zu können. "Negative
Charakteristika wie beispielsweise ein metallischer Unterton", erklärt
Schuster, "verlieren die Zigarren auch nach einem Reifungsvorgang
nicht." Eine jahrelange Erfahrung als Grundvoraussetzung verschweigt er
bescheiden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen