Samstag, 27. April 2013

Brasil Trüllerie Rum



 Seit vielen Jahren ergänzt das traditionsreiche Familienunternehmen August Schuster GmbH & Co. KG
in Bünde sein reichhaltiges Zigarrenangebot mit selbst importierten hochklassigen Spirituosen.
Heute habe ich alle drei Sorten ins Haus bekommen:




Barbados Rum 12 Jahre Brazil Trüllerie Serie

Herstellerland: Barbados
Alter: 12 Jahre



Der zwölfjährige Barbados-Rum, der sich durch intensive Kokosaromen, vanillige Süße
und die charakteristische Weichheit auszeichnet. Im Hintergrund sind Nunancen von Rosinen und Banane zu schmecken.
Ein verführerischer Tropfen für viele Gelegenheiten.
Fein zur Zigarre und sehr ausbalanciert.
40% Vol.
0,50l

  
Brasil Trüllerie Panama Rum 8 Jahre

Herstellerland: Panama
Alter: 8 Jahre


Der intensive achtjährige Panamarum, der sich durch seinen kräftigen und nachhaltigen
Auftritt auszeichnet. Neben deutlichen Faßnoten sind im Hintergrund Nunancen von Pflaumen, Korinthen
und Muskat zu schmecken. Ein belebender Tropfen für viele Gelegenheiten.
42% vol.
0,50l






Brasil Trüllerie Guatemala Rum 5 Jahre

Herstellerland: Guatemala
Alter: 5 Jahre

Ein Rum der mit seiner leichtigkeit verzaubert.Feine Fassnote, Vanille und leichte Fruchtakzente.
42%
0,5l








August Schuster Zigarrenfabrik

















Unser Ur-Ur-Großvater war Bäcker und unser Ur-Großvater war Bäcker.

Drei seiner Söhne wurden Cigarrenfabrikanten.

Zunächst wurde Hermann Schuster, als gelernter Bäcker, 1897 Cigarrenfabrikant

in Bünde seine Söhne Richard und Georg traten in die elterliche Firma ein.

Sein Sohn Paul wurde Cigarrenfabrikant mit eigener Firma in Lügde. Nach dem Tode von

Richard und Georg schlug Hermanns Sohn, Dr. Arnold Schuster, den gleichen Weg ein.

Paul Schuster in Lügde hatte wieder einen Sohn Manfred der ebenda auch Cigarrenfabrikant wurde.

Ein Jahr später 1898 gründeten die Brüder Heinrich und August Schuster die Fa. Gebrüder Schuster,

Cigarrenfabrik in Bünde. Heinrich hatte 4 Kinder, sein Sohn Rolf wurde, wie er selbst, Cigarrenfabrikant.

1909 eröffnete August Schuster die eigene Cigarrenfabrik in Bünde. Seine Tochter Anneliese wurde Cigarrenfabrikantin in Kleinkrotzenburg und sein Sohn Dr. Hans Schuster, wurde seinerseits Cigarrenfabrikant in Würzburg. Später übernahm er den elterlichen Betrieb in Bünde

Anneliese hatte einen Sohn Dieter, der wurde Cigarrenfabrikant und beide Söhne von Dr. Hans Schuster, Manfred und Philipp, sind noch heute Cigarrenfabrikanten in Bünde.

Manfred hat wiederum einen Sohn Oliver, der ebenfalls Cigarrenfabrikant ist und Philipp hat einen Sohn Hans-Martin und natürlich wird der noch ein Cigarrenfabrikant.

Haben Sie mitgezählt ? Auch nach umfangreichen Recherchen haben wir auf der ganzen Welt keine andere Familie ausmachen können, die je so viele Cigarrenfabrikanten hervorgebracht hat.

Unsere Kaufmannstradition und unsere besondere Beziehung zum Genuß gehen also zurück bis in das 19. Jahrhundert und seit über 100 Jahren produzieren wir in der Familie Cigarren.

In der Spitze waren es 6 Cigarrenfabriken in Deutschland, die Mitgliedern der Familie Schuster gehörten.

Alle in der Familie waren Individualisten und Einzelkämpfer und auch der 2. Weltkrieg hat tiefe Wunden gerissen. So gibt es heute nur noch uns: die Fa. August Schuster, Cigarrenfabrik, Bünde.

Kurzum, die Familie Schuster hat ein gutes Stück deutscher Cigarrengeschichte mitgeschrieben und da eine Familientradition verpflichtet, schreiben wir immer noch nach Kräften daran mit.

Und heute ? Da gibt es eine Menge von falschen Propheten, Pharisäern und Neunmalklugen, die alle glauben, sie hätten das Rad neu erfunden. Daneben gibt es eine unsägliche Zusammenballung von kurzsichtigen und oberflächlichen Politikern, die alle glauben, der gelegentliche und erhabene Genuß einer guten Cigarre rüttelt an den Grundfesten unserer Gesellschaft, dabei sind sie es selbst, die unbeleckt von historischen und wirtschaftlichen Kenntnissen herumquacksalbern, wie einst der berühmte Dr. Eisenbart.

Müssen wir denn jeden Blödsinn so ernst nehmen ?

Die Entdeckung der Langsamkeit und eine gute Cigarre würden so manchen zur Besinnung bringen. Es gäbe noch viel zu sagen, aber der Platz reicht hier nicht, vielleicht nur die Gewißheit, daß in über 500 Jahren Cigarrengeschichte in Europa so mancher Sturm überstanden wurde.

Fährt man durch die ostwestfälische Stadt Bünde, fallen einem im Ortskern etliche sehr repräsentative Villen inmitten parkartiger Gärten auf. Ungewöhnlich für so eine eher kleine Stadt.

Hier wohnten in früheren Zeiten wohlhabende Fabrikantenfamilien, denn Bünde war einmal das deutsche Zentrum für Cigarren, und damit liess sich trefflich Geld verdienen. Die Zeiten haben sich geändert, zwar nennt sich Bünde immer noch “Zigarrenstadt”, aber produziert wird im alten Stadtgebiet nur noch in einer einzigen, im Familienbesitz befindlichen Fabrik: bei August Schuster Cigarren in der Blumenstrasse. Der andere verbliebene Hersteller, Arnold Andre, hat in Bünde nur mehr die Verwaltung belassen.

Geführt wird die Cigarrenfabrik heute von Manfred und Philipp Schuster, und die kommende Generation ist schon durch Manfreds Sohn Oliver vertreten (manchen Zigarrenweltlesern aus unserem Montags-Chat bekannt). Am Detail erkennt man, dass die Uhren in manchem etwas anders gehen als es den Zeitläuften entsprechen mag: so findet man zum Beispiel im Bündener Telefonbuch anstatt der Fabrik den Namens-Eintrag “August Schuster”, dazu eine 4(!)-stellige Telefonummer, die sicher aus der Zeit stammt, als es noch Kabelämter gab.

Seit der Firmengründung im Jahre 1909 werden bei August Schuster Cigarren produziert, und auch durch schwere Zeiten und den Stukturwandel hindurch hat man den Betrieb gerettet. Heute wird ein grosser Teil der Cigarren, die von renommierten Händlern in Deutschland als ihre Eigenmarken angeboten werden, hier produziert. Überwiegend maschinell zwar, aber auch in diesen Cigarren steckt noch erstaunlich viel Handarbeit. Das Gleiche gilt auch für Schusters renommierte Hausmarken Partageno y Cia, Lepanto und, die den Liebhabern qualitativ hochwertiger Cigarren aus 100 % Tabak seit langem ein Begriff sind. c.Mendoza

Bei Schuster finden alle Produktionsschritte, vom Einlagern des Rohtabaks über das Rollen der Cigarren bis zum Versand der fertigen Kisten, im Hause statt. Ein Blick in das wunderbar duftende Tabaklager zeigt, dass eine immense Menge Tabak vorrätig gehalten wird, damit die Produktion jederzeit gewährleistet ist.

Die Tabake kommen aus den wichtigsten Anbaugebieten, aus Cuba, aus der Dominikanischen Republik, aus Brasilien, aus Java und Sumatra. Die cubanischen Tabakballen lassen sich im Lager leicht ausmachen, sind sie doch im Gegensatz zum Tabak aus den anderen Ländern in Palmblätter eingepackt. Gekauft wird der Tabak von Schusters in den Herkunftsländern direkt, sowie in Bremen, dem Einfuhrhafen für Tabak. Dass Bünde im 19. Jahrhundert zur Tabakstadt wurde hängt auch mit den günstigen Verkehrsverbindungen nach Bremen zusammen. Zusätzlich machte sich der Bau der Eisenbahnlinie Löhne-Osnabrück positiv bemerkbar, mit der Bahn konnte so der Tabak direkt aus den Niederlanden, damals Kolonialmacht in Indonesien, nach Bünde transportiert werden.

Wenn es auch zahlreiche Fabriken gab, wurde doch die überwiegende Anzahl der Cigarren früher in Heimarbeit gerollt. Die Fabriken verteilten alle paar Wochen an alle Heimarbeiter den Rohtabak und holten später die fertig gerollten Cigarren wieder ab. Diese wurden dann in den Stammhäusern verpackt und versandfertig gemacht. Mehr als 10.000 Menschen arbeiteten zur Blütezeit in der Bündener Cigarrenindustrie. 1935 hatte Bünde 258 Cigarrenfabriken! Die Stadt wurde überaus wohlhabend und zählte bereits 1914 ein gutes Dutzend Millionäre. Und die bauten sich die Villen, die man heute noch im Stadtbild entdeckt. Von den Fabriken hingegen sind nur wenige stehen geblieben, sie dienen heute anderen Zwecken, z. B. als Wohnhäuser.

Wenn heute Manfred und Oliver Schuster morgens in ihre Fabrik, die letzte noch produzierende in der Stadt, gehen, durchqueren sie von der Schuster’schen Villa aus ein paar Meter einen schön verwilderten Garten und schon sind sie da. Das ganze Gelände liegt mitten im Bündener Wohnbereich, was das Produzieren nicht immer konfliktfrei und nur durch Einhaltung strenger, kostenintensiver Auflagen möglich macht. Insbesondere gegen Lärm- und Geruchsemissionen mussten teure Massnahmen unternommen werden.

Sicher am leisesten geht es an einem versteckt liegenden Arbeitsplatz zu, an dem in winziger Stückzahl noch einige rein handgemachte Cigarren gerollt werden, eine Kunst, die in absehbarer Zeit hier nicht mehr praktiziert werden wird. Die Kunst, Cigarren von Hand zu rollen, beherrschen nur noch ganz wenige Menschen in Deutschland. Übrigens hat der Hamburger Cigarrenhändler Stefan Appel, der in seinem Geschäft monatlich etwa 400 Cigarren händisch rollt, seine Kenntnisse darüber bei Schusters erworben.

Nach dem Rollen des Wickels werden die Cigarrenrohlinge in eine Presse gesteckt, wo sie ihre gleichmässige Form bekommen. Heute sind die Cigarren-Holzformen gesuchte Sammlerstücke, seinerzeit, als man von der handgefertigten Produktion Abschied nahm, wurden, wie Manfred Schuster erzählt, damit die Öfen befeuert. Was anders hätte man auch damals damit anfangen sollen? An eine erneute Verwendung war nicht mehr zu denken, die handgefertigte Cigarre aus Deutschland war nicht mehr konkurrenzfähig, zudem die Raucher mit den Maschinenprodukten durchaus zufrieden waren.

Rund 40 Leute arbeiten heute in der Cigarrenfabrik August Schuster. Es gibt Maschinen zu bedienen, zu warten und zu reparieren, es werden die Cigarren mit einem nicht geringen händischen Anteil produziert, es werden die Kisten in der hauseigenen Schreinerei fabriziert und es wird verpackt und versendet. Wer die hübschen Kisten von Schuster kennt, der staunt, wie in der recht kleinen und einfach ausgestatteten Schreinerei das alles produziert werden kann.

Im Auslieferungslager schliesslich entdeckt man die Marken, die Schusters guten Ruf in der Tabakwelt begründen, und neben den genannten Hausmarken hat Schuster neue Cigarren kreiiert bzw. auf den Markt gebracht, zu nennen ist da vor allem die hochgelobte Regalia Fina, deren Longfillerformate aus Brasilien kommen (die kleineren Formate werden maschinell in Bünde gefertigt) und deren Mischung von Philipp Schuster entwickelt wurde. Ebenfalls findet man auf vielen fertigen Kisten Namen bekannter deutscher Cigarrenhändler, die hier ihre Brasil- odere Sumatrahausmarken produzieren lassen und für diese Cigarren eine treue Stammkundschaft haben.

Noch etwas interessantes habe ich an vielen Stellen in der Fabrik entdeckt: eine merkwürdige Pappdose, auf der das Wort “Lasiotrap” steht. Lasio…? Da klingelt doch etwas! Heißt der berüchtigte Tabakkäfer nicht Lasioderma? Richtig. Lasiotrap ist tatsächlich eine Falle für den Tabakkäfer, genauer gesagt, es dient als Nachweis für einen Befall durch den Schädling, mittels eines Sexualduftstoffes wird er angelockt und tappt in die Falle. Würde der Tabakkäfer nachgewiesen müssten entsprechende Massnahmen ergriffen werden, zum Beispiel das Einfrieren des Rohtabaks. Bevor er im Tabaklager oder in den fertigen Cigarren Unheil anrichten kann. Denn das könnte er wirklich…

Ein wenig erinnert die Cigarrenfabrik August Schuster an manchen Stellen eher an ein Museum als an ein produzierendes Werk, und wird man an einem Samstagnachmittag durch alle dann stillen Etagen geführt, sieht man immer wieder Zeugen vergangener Zeiten, alte Maschinen zum Beispiel, oder unter dem Dach die nach Norden ausgerichteten hohen Fenster, hinter denen bis heute an langen Tischen Arbeiter und Arbeiterinnen die Cigarren bei neutralem Licht nach Deckblattfarbe sortieren. Und der Aufzug ist nichts für ängstliche Gemüter :-).

Stolz ist man bei Schusters darauf, dass man hier ausschliesslich Cigarren und Cigarillos aus 100 % Tabak produziert, das heißt, es wird kein Bandtabak verarbeitet (Bandtabak = Kunsttabak aus Tabak- und Zelluloseresten, wird insbesondere für billige Cigarren und Cigarillos verwendet, erkennbar an der fehlenden Packungsgaufschrift “100 % Tabak”).

Aus Bünde kommen bis heute die Steuerbanderolen für alle nach Deutschland eingeführten Tabakwaren, das Steuerzeichenamt liegt nicht weit vom Bahnhof der Stadt, eben so wie der frühere Tabakspeicher, in dem die angelieferten Ballen zunächst gelagert wurden, bevor sie an die einzelnen Fabriken weiter geleitet wurden.

Übrigens besitzt die Stadt zur Erinnerung an ihre Vergangenheit als Tabakmetropole im Ortskern ein sehenswertes Tabakmuseum, das in einem alten Fachwerkhaus eingerichtet ist. Hier kann sich der Interessierte über alle Aspekte der Cigarrenindustrie informieren. Zu sehen gibt es auch ein originalgetreu rekonstruiertes Cigarrenmacherzimmer, das eindrucksvoll zeigt, wie früher in Heimarbeit die Cigarren gerollt wurden. Übrigens war das für die Arbeiter keineswegs die einzige Verdienstquelle: tagsüber ging man einer anderen Tätigkeit nach, sei es auf dem eigenen kleinen Hof oder im Dienst eines Grossbauern. Erst abends setzte man sich dann hin und rollte die Cigarren, bei ausreichender Geschicklichkeit bis zu 1.500 in der Woche. Eine Maschine bei Schuster hingegen schafft pro Tag bis zu 3.500 Stück!

Mitten im Wohngebiet von Deutschlands Zigarrenstadt Bünde, unweit der noblen Villen pensionierter Zigarrenkönige riecht die Luft noch nach Tabak. Die Firma August Schuster zählte einmal zu den ganz Großen, heute ist sie klein, aber fein und vor allem noch sehr aktiv.

Vor dem Krieg konnte man noch eine Menge Geld mit Zigarren verdienen. Wenn Philipp Schuster, Enkel des Gründers August mit seiner sonoren Bass-Stimme von den Geschäften seiner Vorfahren erzählt, glänzen seine Augen. "Der Tabak war kaum in unserer Fabrik eingetroffen und noch bei der Verarbeitung, da saß der Großvater schon auf der Kutsche und fuhr gen Osten." Denn dort lagen die wesentlichen Absatzmärkte für die Bünder Zigarrenindustrie, Deutschland war damals noch etwas größer und die unschönen Worte "Eiserner Vorhang" kannte auch noch niemand. Philipp führt heute gemeinsam mit seinem älteren Bruder Manfred und Mutter Magda Schuster einen der traditionsreichsten Zigarrenmanufakturen Deutschlands und wenn er sich so nostalgisch gibt, dann hat dies nichts mit unternehmerischer Lethargie zu tun. Vielmehr hatten er und sein Bruder in den 70er Jahren, als die meisten Bünder Betriebe bereits ihre Tore geschlossen hatten und Vater Dr. jur. Hans Schuster den Betrieb mit seiner Pensionierung ebenfalls schließen wollte, den Mut, das elterliche Erbe fortzusetzen. Die Brüder Schuster, der gelernte Pädagoge Manfred und der studierte Jurist Philipp, waren aber infiziert von dem "braunen Gold" Tabak und riskierten den Schritt in eine durchaus ungewisse Zukunft. Bünde nannte sich zwar noch "Zigarrenstadt Deutschlands", aber vom ehemaligen Ruhm alter Traditionsfirmen berichtete in den meisten Fällen nur noch das ortsansässige Museum.

Eine gemütliche westfälische Kleinstadt mit 45.000 Einwohnern, die frühabends ihre Bürgersteige hochklappt und deren Ausfahrtstraßen zu den Großstädten Bielefeld und Hannover das Spannendste für die Dorfjugend darstellen dürften. Das ist Bünde heute, um die Jahrhundertwende galt es aber als einer der reichsten Städte Deutschlands, auf die 4800 Einwohner kamen immerhin zwölf Millionäre. Die Tabakindustrien Bremens, Hamburgs und Lübecks hatten sich nämlich im letzten Jahrhundert weniger für das karge Nachtleben Bündes, wohl aber für die billigen Arbeitskräfte der Provinz interessiert. Am 27. September 1909, vor nunmehr 90 Jahren, trug Großvater August im Zuge dieses Zigarrenauftriebs seine Firma in das Handelsregister ein, nachdem er bereits mit seinem Bruder Erfahrungen in der Zigarrenherstellung gesammelt hatte (die getrennte Firma Gebr. Schuster existierte bis 1956). Kessing und Thiele, Koch & Söhne, Heinrich Hurlbrink und Arnold André hießen vor 50 und 60 Jahren die großen Firmen in Bünde und auch August Schuster mit seinen damals 1000 (!) Mitarbeitern gehörte dazu. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen die statistischen Zahlen den Höhepunkt an, in Bünde und den kleinen Gemeinden der Umgebung gab es 245 Hersteller mit insgesamt mehr als 10.000 Arbeitern. In einigen kleinen Dörfern zählte man mehr tabakverarbeitende Betriebe als Häuser. Die 50er Jahre aber brachten die Krise. Die ehemals 8,5 Mrd. Zigarren, die zu Hochzeiten in ganz Deutschland produziert worden waren, hatten sich auf 5,6 Mrd. Stück reduziert. "Die Gründe hierfür waren vielfältig", erinnert sich Philipp Schuster an die Erzählungen seines Vaters. "Wegfall der riesigen Märkte im Osten, Aufhebung des Maschinenverbotes, Liquidationshilfe des Staates und natürlich die Entschädigungszahlungen für ehemals jüdische Firmen." Nehmen wir die Liquidationshilfe und ihre Folgen zu Hand, sprechen die Zahlen in der Tat für sich. Der Staat bot branchenübergreifend be-achtliche Abfindungen an, die vielen kränkelnden Unternehmen die Schlies-sung ermöglichte. So verringerte sich zwischen 1955 und 1957 die Zahl der zigarrenproduzierenden Fabriken in Bünde um 56 Prozent. August Schuster zählte danach zwar noch zu den sechs ganz großen Produzenten mit einer jährlichen Produktion von je bis zu 65 Millionen Zigarren. Die vielen, vielen kleinen Betriebe schlossen aber ihre Tore. Und dann kamen als Konkurrenz mit Macht die in Masse und per Maschine hergestellten preiswerten Zigarren. Die Nazis hatten in den 30er Jahren das Maschinenverbot erlassen, um inländische Arbeitsplätze zu sichern. Als 1956 das Verbot fiel, standen die kleinen Betriebe im harten Wettbewerb zu den Großen, die sich die Anschaffung der Maschinen leisten konnten. Und selbst, wenn sie sich die Maschinen hätten leisten können - der Markt war schließlich geschrumpft und der Output großer Maschinen wäre kaum absetzbar gewesen. "In den 60er Jahren kamen die Markennamen auf, welche wir von der Zigarette bereits kannten" erzählt Philipp Schuster zwischen zwei Zügen an seiner geliebten Lepanto. "Dies erschwerte uns natürlich erneut das Leben." Diese Produkte hatten zwar einen HTL-Decker im Gegensatz zu den 100 Prozent-Zigarren der Firma Schuster, wurden aber vom Konsumenten akzeptiert. Vater Hans hatte nie von seinen Qualitätsvorstellungen abweichen wollen und somit keine Zigarren mit homogenisiertem Deckblatt hergestellt. Lieber wollte er mit seinem Ruhestand die Firma aufgeben, denn die zwei Söhne hatten mit ihrem Studium für ihre Zukunft vorgesorgt. Heute beschäftigt August Schuster 45 Mitarbeiter und produziert jährlich sechs Millionen Zigarren. Manfred ist rückblickend zufrieden mit seiner Entscheidung, in den 70er Jahren nach dem Pädagogik-Studium die Unternehmensgeschicke zu übernommen zu haben. Nach dem Abi 1973 hatte Philipp sein Studium als Reisender in Sachen Schuster-Zigarren durch das ganze Bundesgebiet finanziert und dabei festgestellt, daß bei Händlern und Konsumenten der Trend zur deutschen, ursprünglichen Zigarre mit 100 Prozent Tabak unverkennbar war. Es gelang der Firma aus der Not eine Tugend zu machen, und das kann man wohl auch noch heute als ein Erfolgsrezept der Firma bezeichnen. Man war und ist zwar klein, damit aber auch viel flexibler im Umgang mit dem Markt. Schuster reagierte mit speziellen Formaten, wie beispielsweise Spitz-Façons, für welche die großen Hersteller entweder keine Maschinen hatten oder sich um so geringe Mengen gar nicht kümmern wollten. Oder Schuster bot den Händlern Hausmarken an, die er in dieser Tabakmischung exklusiv für ein einzelnen Händler komponierte. Der Vater ließ sich anstecken von dem Elan der Söhne und auch die Händler forcierten die Produkte, weil sie ihre Qualität, aber auch das für die Branche ungewöhnliche Engagement junger Leute honorierten. Philipp Schuster kann sich heute darüber freuen, daß sein Vater bis zu seinem Tod 1983 den Aufschwung der Firma noch miterleben konnte.

Aus dem Juristen Philipp und dem Pädagogen Manfred sind rückblickend betrachtet glänzende Tabakkenner, aber auch Universalisten geworden. Große Unternehmen leisten sich einen Vorstand, eine Marketing- und Presseabteilung, einen Tabakeinkauf, diverse Meister zum Mischen der Tabake und eine Verwaltung. Bei den Schusters läuft dies unter der tatkräftigen Mitarbeit der rüstigen Mutter, die sich noch immer um die leidigen Zollangelegenheiten kümmert und meistens auch an der Strippe ist, wenn man anruft, ganz anders. Alle müssen mit anpacken und das geht natürlich nur mit Begeisterung und Tabakliebe und nicht mit Angestelltenmentalität. Philipp ist der Reisende in Sachen Tabak, immer auf der Suche nach guten Tabakpartien, präsent auf der Bremer Tabakbörse, Globetrotter in der Karibik und Brasilien beim Einkauf von Importzigarren und dies alles mit der Einstellung eines Perfektionisten. Ob es die "kleine" Brahms-Zigarre anläßlich des 100. Todestages des begeisterten Zigarrenrauchers und Komponisten ist, die er für den Hamburger Arbeitskreis "Michels Freunde" 1997 komponierte, oder die Neuaufnahme eines karibischen Longfillers in sein Import-Programm. Die Zigarren werden immer wieder Probe geraucht und kritisiert und dabei auch bei den Herstellern in der Karibik Einfluß ausgeübt. Als P&C bei den Schusters zu Besuch war, hatte er nach mehr als einem Jahr "nachgebesserte" Zigarren eines Herstellers aus Nicaragua erhalten. Beim ersten Mal hatte er noch die Tabakmischung vor Ort mit gestaltet, das Ergebnis befriedigte ihn nach Bünde zurückgekehrt aber doch nicht so ganz. Das Churchill-Format, das er uns nun anbot, traf schon mehr auf seine Zustimmung. Zum einen interessiert ein Puro aus Nicaragua per se - auch das Deckblatt ist dort gezüchtet. Zum zweiten begeisterte die Ästhetik, ein mittelbrauner, öliger gleichmäßiger Decker mit rötlichen Einschlägen, der so manche Havanna in den Schatten stellt. Glänzendes Zugverhalten und ein würziger Geschmack mit Aromafülle, der auch bei der zweiten Hälfte der Zigarre nicht unangenehm wurde. "Da sollte man eigentlich zuschlagen", ruft Philipp Schuster begeistert aus und erwägt nun die Aufnahme des Longfillers in sein kleines Importprogramm.

Mit der gleichen Begeisterung wie im Falle der Longfiller stürzt sich Philipp auch auf seine brasilianischen und Sumatra-Lieblinge. Lepanto und c.Mendoza, die es in beiden Geschmacksrichtungen gibt, sprechen hierfür genauso wie sein neues Pferd im Stall, die Regalia Fina. Ursprünglich gehörte diese Marke der Firma Suerdieck, bekannt für ihre in Brasilien gefertigten Zigarren, und die Zigarren waren in einer anderen Tabakmischung früher im Vertrieb von Schuster. Nachdem Suerdieck in gravierende wirtschaftliche Probleme geriet, konnte sich Schuster die Markenrechte sichern und mit einem Produzenten vor Ort seinen Traum einer "echten" Brasil verwirklichen. Nach einigem Tüfteln und Ausprobieren von Tabakmischungen sagt Philipp heute nicht ohne Stolz, das die besten Brasil-Tabake verwendet werden und etwas ganz Besonderes entstanden ist. Den Shortfiller produziert er selber nach alten Rezeptanteilen, 70 Prozent Brasil, 30 Prozent Kuba, statt des früher üblichen Sumatra-Umblatts muss Schuster aus Preisgründen zu einem Java greifen. Und dann der Longfiller, einer der wenigen weltweit erhältlichen Brasil-Puros mit einer faszinierenden Kombination zwischen Aroma reicher Würze und Brasil-Süße. "Die Brasil nimmt ebenso wie die Havanna eine besondere Stellung innerhalb der Zigarrenwelt ein. Nur dort kann man echte Puros herstellen", erläutert Brasil-Fan Schuster, der mit seiner Zigarre auch schon Erfolge auf Kuba feierte. Als sein Sohn Hans-Martin im Frühjahr auf Kuba ein Praktikum absolvierte, hatte er natürlich einige Kisten dabei und wahrlich wurde ihm die Regalia von den Kubanern aus den Händen gerissen. Zum Zeitpunkt unseres Interviews wartete Philipp Schuster übrigens gerade auf zwei besondere kleine Partien Havanna-Tabak. "Ich habe ihn vor ein paar Monaten vor Ort persönlich getestet und war ganz begeistert. Er hat eine spezielle Süße, wie ich sie bei den normalerweise in Europa gekauften Havanna-Tabaken seit vielen Jahren nicht mehr gefunden habe. Sie müssen sich das vorstellen wie das Zusammenspiel verschiedener Zutaten eines Kuchens. Dieser besondere Havanna-Tabak wird die Mischung unserer Shortfiller verfeinern."

Kuba ist nicht das einzige Land, das Schuster regelmäßig bereist, jedes Jahr ist er in Übersee und versucht dabei, wenigstens alle zwei Jahre abwechselnd Nicaragua, Honduras, Brasilien, die Dominikanische Republik oder eben Kuba zu besuchen. Neue Kontakte knüpfen, die bestehenden pflegen und nicht selten mit den Tabakpflanzern vor Ort neue Zigarrenmischungen nach seinen Vorstellungen mischen. Ein wenig Tabak hiervon, ein wenig davon, Umblatt, Deckblatt und dann hoffentlich der ungetrübte Genuß einer frisch gerollten Zigarre. Klar, daß sie nicht nur wegen des feucht-warmen Klimas in der Karibik oder in Brasilien anders schmeckt als in Deutschland. "Meine Brasils, die ich mir von zu Hause mitnehme, schmecken drüben ganz anders. Süffiger und süßlicher als im trocken-kühlen Deutschland", berichtet Schuster. Hierfür muß er natürlich in der Lage sein, von der frisch gerollten Zigarre auf das Endprodukt, das in "Serie" geht und nach einer sorgfältigen Lagerung und dem Transport nach Deutschland anders schmecken wird, schließen zu können. "Negative Charakteristika wie beispielsweise ein metallischer Unterton", erklärt Schuster, "verlieren die Zigarren auch nach einem Reifungsvorgang nicht." Eine jahrelange Erfahrung als Grundvoraussetzung verschweigt er bescheiden.


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